
Gleich zu Beginn ein klares Nein! Wie kommt es dann dazu das sich eine glutenfreie Ernährung zum Lifestyletrend entwickelt? Und dies seit Jahren?! Einer Statistik zufolge ist die Anzahl der Menschen, die glutenfreie Produkte kaufen, in den letzten Jahren stetig gestiegen. So waren es 2017 noch 1,74 Mio. Menschen in Deutschland, die in dem befragten Zeitraum der letzten 14 Tage glutenfreie Produkte eingekauft hatten, 2021 bereits 2,03 Mio. Menschen. Das Interessante dabei ist die Tatsache, dass „lediglich“ ca. 400.000 Menschen der deutschen Bevölkerung unter Zöliakie, einer chronisch entzündlichen Darmkrankheit leiden, die auf eine absolut strikte lebenslange glutenfreie Ernährung angewiesen sind. Bei glutenfreien Lebensmitteln sind auch keineswegs Lebensmitteln mit gemeint, die von Natur aus kein Gluten enthalten, beispielsweise Pseudogetreide, wie Buchweizen und Amaranth und somit glutenhaltiges Getreide, wie vorrangig u.a. Weizen, Dinkel und Roggen in der Ernährung ersetzen, sondern vielmehr spezielle diätetische Lebensmittel, wie Brot, Nudeln, Müsli etc. Gekennzeichnet sind diese speziellen Produkte mit dem Symbol einer durchgestrichenen Getreideähre.
Der Wandel führt dazu, dass immer mehr glutenfreie Produkte im Lebensmittelhandel erscheinen und uns suggerieren, dass diese besser für uns wären als herkömmliche Produkte. Diesen Trend untermauern Schauspieler in Hollywood, wie Anne Hathaway, Russell Crowe, Scarlett Johansson oder auch viele Ratgeber und Bücher. Unter Zöliakie leidet laut Angaben niemand von Ihnen darunter – als bekannte Ausnahme von Zooey Deschanel. Ryan Reynolds postete vor kurzem auf Instagram einen Kommentar, über den ich wirklich schmunzeln musste „Ganz L.A. hat so panische Angst vor Gluten. Ich bin mir sicher man könnte mit einem Bagel eine Bank überfallen“. Wovor haben die Leute eigentlich Angst? Verklebt Gluten tatsächlich unseren Körper? Nein, natürlich nicht. Gluten ist ein völlig natürlicher Stoff, der sich in Getreide befindet und dies auch schon immer. Und befindet sich somit auch in ganz alten Getreidesorten, wie Emmer, Einkorn und Kamut beispielsweise. Nein, vielmehr streben die Menschen nach Schlankheit, Schönheit und einem besseren und glücklicheren Leben und eine glutenfreie Ernährung soll uns dazu verhelfen. Uns geht es viel besser, wenn wir nur Gluten aus unserer Ernährung streichen. Schließlich haben wir irgendwo mal gehört, dass Gluten zu einer Bewusstseinstrübung sowie zu Gedächtnisschwierigkeiten und Konzentrationsproblemen führt. Auch lässt es uns krank und dick werden und muss als Kohlenhydrat ohnehin strikt vermieden werden. Gluten kann nichts anderes sein als unser Feind. Auch führt Gluten bei uns zu allergischen Reaktionen. Wichtig ist zunächst die Klarstellung das Gluten kein Kohlenhydrat ist. Es kommt lediglich in kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln vor, und zwar in Produkten, die Getreide enthalten und aus diesem hergestellt wurden. Gluten kann zudem zu keinen allergischen Reaktionen führen, da es in diesem Sinne kein typisches Allergen darstellt. Konzentrationsschwierigkeiten können durch den schwankenden Blutzuckerspiegel bei einem hohen Anteil an Weißmehlprodukten in der Ernährungsweise durchaus auftreten, aber daran ist nicht das Gluten schuld, sondern die fehlenden Ballaststoffe und die Auswahl der Lebensmittel. Gluten ist in Lebensmitteln enthalten, die auch als Dickmacher tituliert werden – Pizza, Pasta, Döner, Kekse, Kuchen. Um nur ein paar zu nennen. Ist aber tatsächlich in diesem Fall das Gluten der Übeltäter bei einer Gewichtszunahme, wenn man häufiger zu diesen Lebensmitteln greift? Würde es nicht auch eine Gewichtsabnahme herbeiführen, wenn man diese Lebensmittel nur in Maßen und gelegentlich verzehren würde? Was genau kann Gluten denn nun eigentlich vorgeworfen werden? Nichts, oder? Glutenfrei = gesündere Ernährung? Nicht wirklich! Wusstet ihr eigentlich, dass Weizen überhaupt nicht das glutenhaltigste Getreide ist, sondern Dinkel, welcher angesichts seiner besseren Nährstoffzusammensetzung immer beliebter wird? Weizen ist böse, Dinkel ist super? Angesichts des besseren Nährstoffprofils ja, aber hinsichtlich Gluten geht diese Rechnung nicht auf.
Wieso sollten wir uns nicht alle glutenfrei ernähren?
Pseudogetreide gilt als sehr gesund und sollte einen Platz in einer gesunden Ernährung beinhalten. Quinoa beispielsweise gilt als eines der gesündesten Lebensmittel, wenn man dieses auch kontrovers betrachten muss. Buchweizen besitzt ein ähnliches Nährstoffprofil, wie Hafer und kann im Müsli, im Porridge, im Risotto als Reisersatz oder als Bratling Verwendung finden. Das problematische daran sich glutenfrei zu ernähren, ist demnach nicht der Verzehr von Pseudogetreide, sondern der von speziellen Lebensmitteln, wenn man auf diese nicht angewiesen ist.
Was genau ist Gluten eigentlich? Gluten ist ein Stoffgemisch aus Proteinen. Man kann sich dieses als „Kleber“ vorstellen, welches als Bindemittel Produkte überhaupt erst zusammenhält. Möchte man beispielsweise einen Teig herstellen und mischt Weizenmehl mit Wasser, entsteht daraus der gewünschte Teig. Ganz einfach und unkompliziert. Möchte man diesen dann verarbeiten und backen, bleibt er auch in gebackenem Zustand so wie er sein sollte und fällt nicht auseinander. Wiederholt man diesen gesamten Vorgang mit einem glutenfreien Mehl, wie Maismehl oder Reismehl und Wasser, dann entsteht daraus leider kein Teig. Denn diesem fehlt in diesem Fall das Gluten. Erst das Zusammenspiel mehrerer glutenfreier Mehle ergeben den gewünschten Teig. Dies zeigt, dass es ziemlich schwierig ist Brot oder Pasta herzustellen, ohne auf dieses zurückgreifen zu können. So muss die Lebensmittelindustrie, um die positiven Eigenschaften von Gluten imitieren zu können, viele Hilfsmittel, wie Zusatz- und Ersatzstoffe verwenden. Auch enthalten die Produkte in der Regel mehr Fett und auch Zucker und die Zutatenliste ist meist um einiges länger als von herkömmlichen Produkten. Dies macht die Produkte nicht gesünder als herkömmliche, sondern auf jeden Fall ungesünder und fördert eher eine Gewichtszunahme als eine Abnahme. Meist sind die Produkte auch ballaststoffärmer. Diese haben aber auch nicht den Anspruch einen Preis für das gesündeste Lebensmittel zu erhalten. Demnach sollen diese einzig und allein den Zweck erfüllen, dass Menschen mit Zöliakie auch Brot, Pasta, Kekse etc. essen können und ihre Lebensqualität auf diese Weise nicht noch mehr leidet. Die Deutsche Zöliakie Gesellschaft stellte im Jahr 2015 fest, wie viel mehr Geld Zöliakie Betroffene im Monat mehr zahlen müssen für ihre glutenfreien Produkte: um die 97Euro. Sich bewusst und freiwillig glutenfrei zu ernähren ist somit tatsächlich als ein Lifestyletrend zu betrachten und trägt vor allem nicht zu einer gesünderen Ernährungsweise bei. Denn wer sich glutenfrei ernährt ohne dies zu müssen, setzt sich einer höheren Schwermetallbelastung aus, vor allem Arsen und Quecksilber. Auch das Risiko eine Fettstoffwechselstörung oder Enddarmerkrankung zu entwickeln ist erhöht. Des Weiteren kann sich Medizinern zufolge eine glutenfreie Ernährung negativ auf das Herz-Kreislauf System auswirken und die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Übergewicht und Diabetes Mellitus steigt.
Ihr habt das Gefühl ihr könntet Gluten nicht vertragen und ernährt euch deshalb glutenfrei?
Lasst dies bitte unbedingt ärztlich abklären und fangt nicht an eure Ernährung weiter auf eigene Faust umzustellen. Falls ihr zu der geringen Anzahl an Menschen gehören solltet, die unter Zöliakie leiden, wäre dies unbedingt notwendig! Denn Zöliakie ist sehr schwierig zu diagnostizieren und Gluten sollte bis zu einer Diagnose oder auch Ausschlussdiagnose immer Bestandteil eurer Ernährung bleiben – mindestens 6-8 Wochen lang! Vermehrt leiden Menschen auch unter einem Reizdarmsyndrom. Bei diesem kann es hilfreich sein, Weizen und Roggen aus der eigenen Ernährung zu streichen, aber alle anderen glutenhaltigen Getreidearten sind weiterhin erlaubt und sollten angesichts ihrer positiven Nährstoffe auch weiterhin verzehrt werden. Falls Ihr unter Eisenmangel und dies schon länger leiden solltet und/oder einer Laktoseintoleranz könnte sich unter euren Beschwerden tatsächlich eine Zöliakie verbergen. Also bitte stellt nicht ohne vorherige Diagnose eure Ernährung um!