Die Schattenseite des Quinoa-Hypes

Quinoa. Die kleinen weißen Körner sind der absolute Trend und eines der Superfoods ohne die niemand mehr leben möchte. Hin und wieder findet man im Regal auch schwarze und rote Quinoakörner (bunten Quinoa). Es gibt derart viele Produkte mit Quinoa, das man schon fast den Überblick verlieren könnte. Quinoasuppe, Quinoaflips, Quinoaflocken, gepuffter Quinoa, Quinoaburger, Quinoaporridge, Quinoariegel, Gnocchi mit Quinoa, Backwaren mit Quinoa und sogar Seife gibt es mit Quinoa. Als ich letztens bei dm Seife mit Quinoa entdeckt habe, dachte ich wirklich nur: Was soll denn das jetzt bitte?! Das ist mit das idiotischste, was ich bislang gesehen habe. Weil es sich gut vermarktet? Und sollen die kleinen Körnchen die Hand peelen oder wofür ist Quinoa in der Seife?

Ich bin ehrlich, ich mag den nussigen Geschmack von Quinoa selbst echt gerne – auch, wenn ich mir die Körner bislang nur selbst zubereitet habe als Salat oder Bestandteil einer Gemüsepfanne. Ja, Quinoa ist auch einfach lecker. Nachdem ich mich nun allerdings ausführlich über Quinoa informiert habe und erfahren habe, wie gravierend der Anbau von Quinoa ist und welche Folgen unser westlicher Quinoa-Hype für die Bevölkerung der Anbauländer mit sich bringt, die seit Jahrzehnten Quinoa verzehren – ist bei mir Schluss mit dem leckeren Quinoa. Auch, wenn es mir schwer fällt. Die Fakten warum auch ihr darüber nachdenken solltet, erkläre ich Euch in diesem Artikel. Wieso Quinoa? Was ist das Besondere daran? Der coole Name allein kann es ja nicht sein. Oder doch?

Nein. Quinoa gilt als eine der besten pflanzlichen Proteinquellen der Welt. Warum? Dies ist ganz einfach. Das besondere an Quinoa ist, dass es eine Reihe an essenziellen Aminosäuren enthält. Auch enthält Quinoa viele Mineralstoffe, u.a. einen hohen Gehalt an Calcium, Eisen, Kalium und Magnesium. Weiterhin ist Quinoa glutenfrei. Perfekt demnach für alle Menschen mit Zöliakie sowie aufgrund des hohen Proteingehaltes für Veganer. Quinoa besitzt aber auch eine hohe Energiedichte und ist dadurch nicht als kalorienarm zu betrachten. Macht uns der Verzehr von Quinoa grundsätzlich gesünder? Nein, natürlich nicht. Die Nährstoffe die Quinoa enthält, erhalten wir auch durch andere Lebensmittel, wie z.B. eine Bandbreite an essenziellen Aminosäuren durch Nüsse und Kerne (wenn wir bei rein pflanzlichen Lebensmitteln bleiben) oder den Mineralstoffgehalt durch unseren heimischen Hafer. Ist Quinoa vielleicht sogar schädlich für uns? Nicht zwangsläufig. Quinoa sollte dennoch immer gekocht werden und auf keinen Fall im ungeschälten, rohen Zustand verzehrt werden, da die Schale Saponine enthält – um sich vor Schädlingen schützen zu können. Diese Saponine besitzen die Fähigkeit die Darmschleimhaut schädigen zu können.

Was ist aber das wirklich gravierende an unserem Quinoa-Hype? Quinoa stammt aus Südamerika, vor allem aus Peru, Bolivien und Ecuador. Dort war es Jahrzehnte lang das Grundnahrungsmittel der Bevölkerung. Durch die gestiegenen Preise am Weltmarkt können die Einheimischen sich Quinoa allerdings nicht mehr leisten und müssen auf weniger nährstoffreiche Lebensmittel, wie Reis beispielsweise ausweichen. Wieso maßen wir es uns an diesen Menschen ihr Grundnahrungsmittel zu rauben, sodass wir es sogar bei uns in Seife tun? Würde diese Bevölkerung nicht mehr von den bedeutenden Nährstoffen profitieren als wir? Muss unsere Ernährungsweise fortwährend perfekter und perfekter werden? Besitzen wir nicht genügend andere nährstoffreiche Lebensmittel, um uns gesund und ausgewogen zu ernähren? Lebensmittel, die zum großen Teil sogar bei uns angebaut werden und uns mit einer Reihe von Nährstoffen versorgen und auch nicht Ewigkeiten transportiert werden müssen? Die katastrophale Klimabilanz von Quinoa ist ja allein schon ein Punkt, der gegen den Konsum von Quinoa spricht.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) kommt bei den Bauern von dem Geld, was Verarbeiter, Exporteure und der Einzelhandel mit Quinoa verdienen nur sehr wenig an – sie verdienen an Quinoa durch den Hype nicht mehr als vorher. Schlimmer sogar. Durch den Quinoa-Hype ist der Wettbewerbsdruck enorm gestiegen, weswegen viele Kleinbauern dem Exportdruck nicht Stand halten können und von Großbauern und Investoren verdrängt werden, die industriell produzieren und den Preisschwankungen Schritt halten können. Dadurch schädigt die große Nachfrage an Quinoa das Ökosystem der Anbauländer. Die Anbaumethoden werden immer problematischer und bringen einen hohen Einsatz an Düngemitteln und einen gravierenden Wasserverbrauch mit sich. Die Quinoapflanzen werden demnach mit dem Grundwasser der Bevölkerung bewässert, was das Problem, das den Menschen nicht genügend Grundwasser zur Verfügung steht, massiv verschärft. Neben den Ursprungsanbauländern wird Quinoa mittlerweile zusätzlich in den USA und China sowie Indien angebaut. Führt das zu einer Verbesserung in den Ursprungsanbauländern? Leider nein. Das alles führt nur zu einem weiteren Preisverfall bei den Bauern und das Problem spitzt sich weiter zu.

Was kann dagegen getan werden? Natürlich steht außer Frage, dass die Bauern gerechter am Quinoa-Hype beteiligt werden müssen. Weiterhin rät die GIZ dazu, dass neben den Körnern auch andere Produkte, wie Gebäck und Müsliriegel sowie Mehl exportiert werden müssten.

Du fragst dich, was du selbst tun kannst? Achte auf das Fairtrade-Siegel, z.B. Quinoa von Gepa und Rapunzel führen dies (erhältlich im Reformhaus, bei denns, Alnatura, basic). Dadurch bekommen zumindest die Bauern faire Preise – auch, wenn dies nichts an der Preisentwicklung und der Versorgung der Bevölkerung ändert. Und achte darauf nicht zu verarbeitete Lebensmittel mit Quinoa zu verzehren. Diese werden in der Regel nur gut vermarktet und enthalten nur einen geringen Anteil an Quinoa. So ist Quinoa aufgrund des Hypes auch oftmals bereits beim Discounter oder Billigbäckerketten erhältlich.  Fokussiere dich lieber auf heimische Lebensmittel und achte auf Vielfalt und Abwechslung in deiner Ernährung. Quinoa allein macht dich nicht gesund und fit.

 

 

 

 

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