Am 25.8.1810 meldete der Brite Peter Durant das Patent für seine Erfindung, das konservieren von Lebensmitteln in Dosen an. Ja, so unglaublich lange gibt es sie schon – die Konservendosen! Und seitdem hat sich an ihrer Beliebtheit beim Verbraucher nichts geändert. Schließlich sind sie praktisch und halten sich einfach ewig. Auch nach ihrem Mindesthaltbarkeitsdatum können sie in der Regel noch über Jahre hinweg verzehrt werden. Natürlich nur bis sich der Deckel anfängt zu wölben oder sie verrostet sind – dann solltet Ihr sie natürlich nicht mehr konsumieren! Auch gibt es sie überall zu kaufen. Vom Discounter und Supermarkt bis hin zum Drogeriemarkt und Bioladen. Doch wie positiv ist es eigentlich Lebensmittel oder Getränke aus der Dose zu konsumieren? Wir hören immer wieder, dass Aluminium schlecht für uns sei. Und wir z.B. keine Alufolie verwenden sollten. Doch trotz alledem verzehren wir Lebensmittel aus der Dose oder trinken unsere Getränke oftmals aus Dosen. Ergibt dies eigentlich einen Sinn? Nein, nicht so wirklich. Das sich durch das Erhitzen, Aluminium aus der Folie lösen kann, was es „gefährlicher“ für uns macht. Das wissen wir! Aber ändern wir dadurch etwas an unserem Verhalten? Irgendwie nicht. Das in der Konservendose eine Chemikalie, die als giftig gilt, enthalten ist davon wissen wir Verbraucher nichts. Oder sollen wir davon vielleicht auch nichts wissen? Diese Chemikalie nennt sich Bisphenol A, auch BPA genannt. Wie BPA den Weg in unsere Dosen findet und welche gesundheitsschädlichen Folgen BPA für uns besitzt und was BPA eigentlich genau ist. Darauf gehe ich nun näher ein!
Was ist BPA? Und wo kommt es vor?
Bisphenol A (BPA) ist eine der wichtigsten und meist produziertesten Chemikalien überhaupt. Er wird zur Herstellung von Kunststoffen verwendet (Plastikgeschirr etc.) sowie von Harzen (Beschichtung von Dosen). Auch bei Thermopapier, was wir in Form von Kassenbons, Quittungen, Parktickets, Kontoauszügen und Fahrtickets her kennen und mit dem wir ständig in Kontakt gelangen, wird BPA als Farbbildner verwendet.
Wie gefährlich ist BPA?
Bisphenol A wird über die Haut (Thermopapier) sowie über die Nahrung, vor allem durch Konservendosen aufgenommen. Dabei stellt die orale Aufnahme die Hauptquelle für BPA dar. Dabei gelangen wir über die bereits erwähnten Thermopapierquellen auch wirklich oft in Kontakt mit BPA. Das gravierende an Thermopapier ist, dass BPA bei diesem nicht in gebundener Form vorliegt und sich daher relativ schnell herauslösen kann. Von daher stellt Thermopapier eine große Gefahr für uns dar. Denn in diesem ist eine sehr hohe Konzentration an BPA enthalten und zwar zwischen 0,5 und 3,2%. Ich hatte bei Alnatura tatsächlich letztens einmal eine Mutter mit ihrem Kind und auf meine Standardfrage hin, ob sie den Kassenbon mitnehmen möchte, antwortet mir ihr ungefähr 5- Jährige Junge „Nein, der ist giftig“. Ich weiß zwar nicht wie die Erziehung dieses Kindes aussieht, aber davon war ich echt begeistert. Also, wenn ihr Euch demnächst dabei ertappen wollt, wie ihr den Kassenbon mitnehmt den ihr eigentlich überhaupt nicht benötigt, weil es mittlerweile ein Reflex ist, sagt einfach wie dieses Kind Nein. Schließlich kann BPA auf diese Weise auch in unseren Körper gelangen. Und ganz ehrlich, wie oft isst man etwas, wenn man gerade einkaufen war? Ich beobachte dieses Phänomen so regelmäßig.
Es wird angenommen, dass BPA eine hormonartige Wirkung besitzt und eine ähnliche Wirkungsweise aufweist wie Östrogen. BPA stellt eine viel diskutierte und erforschte Chemikalie dar. Bevor erläutert wird, inwieweit BPA eine Gefahr für uns darstellt, gehe ich kurz auf die Behörden ein, die sich mit BPA auseinandersetzen. Auf deutscher Ebene wäre es das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Diese beiden Behörden sind jeweils der EU-Komission unterstellt. Das bedeutet sie sammeln Informationen für die EU-Komission, indem sie wissenschaftliche Studien durchführen und auswerten. Die Macht, etwas gegen BPA zu unternehmen, besitzt allerdings lediglich die EU-Komission.
Innerhalb ihrer Recherche hat das BfR BPA als gering, akut giftig deklariert. Zusätzlich wurde BPA als „endokriner Disruptor“ klassifiziert und gilt als reproduktionstoxisch. Als endokriner Disruptor werden hormonell schädigende Stoffe bezeichnet. Auch wurde BPA in die Liste der SVHC aufgenommen. Zur SVHC gehören alle Stoffe, die als besonders besorgniserregende Substanzen gelten. Aufnahme in diese Liste hat zur Folge, dass für Verkäufer, Hersteller sowie Lieferanten besondere, härtere Richtlinien im Umgang mit BPA existieren. Grundsätzlich existiert eine Verordnung für Materialien und Gegenstände, die in Kontakt mit Lebensmitteln gelangen, wozu auch BPA gehört. In dieser Verordnung wird geregelt, wie hoch die Menge an BPA sein darf, die in das Lebensmittel übergeht. Hierfür existiert ein „spezifischer Migrationswert“ (SML). Dieser beträgt 600µg/pro Kg Lebensmittel (Simulanz). Dabei beruht der SML auf einer täglichen Aufnahmemenge von etwa 10 µg BPA pro KG Körpergewicht, die ein Leben lang ohne Bedenken aufgenommen werden dürfen. Dies heißt also für uns, dass sich BPA grundsätzlich immer in kleineren Mengen in unserem Essen befindet, wenn wir Konservendosen konsumieren.
Welche gesundheitsschädlichen Auswirkungen hat BPA?
BPA wird in Zusammenhang gebracht mit Leber- und Nierenschädigungen, Fortpflanzungs- und Entwicklungsstörungen sowie Nerven-, Stoffwechsel-, Immun- und Herzkreislaufsystemstörungen. Auch soll es negative Auswirkungen auf die Brustdrüse besitzen (in Tierversuchen nachgewiesen!) und wird mit einer krebserregenden und erbgutverändernden Wirkung in Verbindung gebracht. Die EFSA betrachtet diese Folgen von BPA allerdings als „weniger wahrscheinlich“. Sie ist der Ansicht, dass wenn die festgelegte tolerable tägliche Aufnahme eingehalten wird, BPA keine bedenkliche Wirkung auf den Menschen aufweist. Angeblich nehmen wir außerdem nach Schätzungen weniger BPA (täglich max. 1 bis 1,5 µg pro Kg Körpergewicht) zu uns als die Menge, die auf Dauer schädlich für uns wäre (4µg pro Kg Körpergewicht). Unklar ist weiterhin, inwieweit BPA eine Relevanz für unsere Gesundheit besitzt. Die Gefahr kann also demnach auch schlimmer sein als von den Behörden bislang angenommen wird. Und was bedeutet „weniger wahrscheinlich“? Nichts anderes als, dass die Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, aber man davon nicht unbedingt ausgehen möchte. Dies bedeutet auch nur, dass BPA bislang nichts nachgewiesen werden konnte, was wiederum auch nichts bedeutet. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber in mir ruft diese Formulierung jedenfalls nicht gerade Entspannung hervor. Zusätzlich ist nicht klar, inwiefern BPA auch im Niedrigdosisbereich zu Schäden führen kann. Darüber gibt es noch keine relevanten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Klar ist allerdings, dass wir regelmäßig, BPA in unserem Essen vorfinden, wenn wir Konservendosen konsumieren. Daher wurden die Dosen 2015 in Frankreich auch verboten. Wieso nicht auch bei uns? Wieso muss man uns dieser Gefahr aussetzen? Weil es Grenzwerte gibt von denen nicht wirklich sicher ist, dass sie richtig gelegt wurden? Und man angeblich sowieso nicht so viel verzehrt? Das basiert immer nur auf Schätzungen. Dabei weiß man nicht einmal, ob eine niedrige Dosis nicht auch bereits zu Schäden bei uns führen kann. Ist es okay, etwas zu verkaufen, indem eine Chemikalie verwendet wurde, die als giftig gilt? Die Universität Harvard hat zudem eine Studie durchgeführt und dabei herausgefunden, dass BPA in größeren Mengen im Urin nachweisbar ist, wenn eine Person fünf Tage lang Dosensuppen konsumiert. Was bedeutet das also für uns? BPA wird nicht nur über unsere Nieren ausgeschieden, sondern reichert sich auch in unserem Körper an. Laut BfR wird BPA zwar zügig in ein Stoffwechselprodukt umgewandelt und besitzt dadurch keine Östrogene Wirkung mehr. Aber wie gesagt, wer weiß das schon sicher?
In Babytrinkflaschen wurde BPA EU-weit bereits 2011 verboten, weswegen sich mittlerweile ein BPA-frei Zeichen auf diesen Produkten befindet. Ist BPA für Säuglinge wirklich so viel schädlicher als für uns?! Ja, sie gelten als besonders gefährdet. Aber auch Ungeborene sind besonders gefährdet. Also was ist mit den Schwangeren?!
Wieso ist überhaupt BPA in der Dose enthalten?
In Lebensmittel- und Getränkedosen werden Epoxylacke, auch Epoxidharze genannt, als Innenbeschichtung verwendet. Bei diesem Prozess entsteht BPA als Verunreinigung. Wieso ist eine Beschichtung überhaupt notwendig? Diese ist notwendig damit sich keine Metalle lösen, die eine Verunreinigung des Lebensmittels zur Folge hätten und auch geschmackliche Veränderungen sowie Verfärbungen hervorrufen würden. Und ja, wer kennt ihn nicht, diesen typischen „Dosen Geschmack“. Egal, was es ist, es schmeckt einfach anders als sonst. Und zu Epoxylacken existiert bislang keine Alternative.
Welche Gerichte aus der Dose sind besonders gefährlich?
Besonders schlecht ist Thunfisch. Dies liegt vor allem daran, dass der Thunfisch zusätzlich Quecksilber freisetzt. Auch alle Lebensmittel, die Säuren enthalten gelten als besonders gravierend. Dazu zählen z.B. auch schon gehackte Tomaten oder Gerichte, bei denen bereits Zitronensaft (äußerst viele!) enthalten ist. Denn Säuren und Laugen greifen die Beschichtung besonders an, wodurch sich BPA herauslöst. Und erhitzt man Gerichte, wie z.B. Ravioli oder Eintöpfe direkt in der Dose ist dies ebenfalls besonders kritisch, da BPA sich durch den Kontakt mit heißen Flüssigkeiten ebenfalls stark herauslöst und anschließend direkt über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Eine Aufnahme über die Mundschleimhaut gilt als besonders gravierend! Und als kleine Information. Es ist egal, ob ihr die Dose im Discounter oder im Bioladen gekauft habt. Und das obwohl man ja eigentlich davon ausgeht, dass man sich etwas Gutes tut, wenn man Bio-Qualität kauft. Bedeutet das aber, dass andere Lebensmittel in Dosen kein BPA aufweisen? Nein. Denn denkt immer daran, von der Produktion her, gelangt BPA in unsere Dosen und wir wissen auch nicht, ob BPA nicht bereits im Niedrigdosisbereich zu einer schädlichen Wirkung für uns führt.
Welche Alternativen gibt es?
Glas ist eine äußerst gute Alternative. Viele Lebensmittel gibt es bereits auch konserviert in Gläsern zu kaufen, z.B. Kidneybohnen, Passata, Gemüsemais, Kichererbsen, Erbsen etc. Glas ist undurchlässig und geschmacksneutral und im Vergleich zu Konservendosen ähnlich lange haltbar. Nur leider gibt es einige Lebensmittel bislang nicht im Glas zu kaufen. Dazu gehören fertige Gerichte, gehackte Tomaten (lediglich Passata) oder Kokosmilch. Leider gibt es Gläser in der Regel auch nur in Bio-Qualität zu kaufen. Daran müsste sich wirklich dringend etwas ändern. Kurz am Rande: Ist Euch mal aufgefallen, dass Babynahrung ausschließlich in Gläsern verkauft wird?
Am besten versuchen wir alle in Zukunft, wenn möglich Lebensmittel ausschließlich aus dem Glas zu kaufen oder Getränke aus der Flasche und so wenige Kassenzettel und andere Thermopapier-Gegenstände zu verwenden, wie es geht. Gegen uns hat das Gift BPA keine Chance!!