Es scheint als wäre unsere westliche Welt von einem übertriebenen „Kokosöl-Hype“ infiziert. Stars und Models bezeichnen es als ihre Ernährungs- und Beauty Allzweckwaffe und selbst beim Discounter sieht man dieses exotische Öl mittlerweile im Regel neben den anderen Ölen stehen. Kokosöl hat sich zu einem unverzichtbaren Produkt entwickelt. Doch wie gesund ist Kokosöl wirklich? Welche Inhaltsstoffe besitzt es und sind diese tatsächlich als so positiv zu bewerten, wie es uns die Medien suggerieren? Wirkt es präventiv gegen Herz-Kreislauferkrankungen und sogar Krebs? Lässt es sich im Kampf gegen Pilze, Viren und Bakterien einsetzen? Und fördert Kokosöl wirklich eine Gewichtsabnahme?
Ein kleiner Einblick in die Gewinnung von nativem Kokosöl
Kokosöl wird aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen. Hierzu wird frisches, nicht getrocknetes Fruchtfleisch (dies ist bei Kokosfett der Fall) verwendet, extrahiert und daraufhin nicht weiter chemisch behandelt. Oftmals kommt anstelle von Fruchtfleisch auch Kokosmilch zum Einsatz. Das besondere an Kokosöl ist die Tatsache, dass es im Vergleich zu anderen Ölen bei Raumtemperatur fest ist – die Schmelztemperatur liegt bei 25 Grad. Dadurch ist es vielseitig anwendbar und ist zum kochen, braten (sogar hocherhitzbar) und backen geeignet.
Welche Inhaltstoffe enthält Kokosöl? Und wie positiv sind diese wissenschaftlich zu bewerten?
Der Einfluss von Kokosöl auf Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs:
Kokosöl enthält um die 92% gesättigte Fettsäuren. Jetzt denkt ihr bestimmt, gesättigte Fettsäuren, sind das nicht die vor denen immer gewarnt wird? Ja! Gesättigte Fettsäuren stehen im Zusammenhang mit diversen Krankheiten (v.a. mit Herz-Kreislauferkrankungen) und gelten daher als großer „Feind“ für unseren Körper. Wie kommt es im Zuge dessen dazu, dass Kokosöl derart positiv beworben wird? Wie kann es sein, dass Butter, die im Vergleich mit einem Gehalt von 52% gesättigten Fettsäuren als der „Teufel“ gilt, wenn Kokosöl beinahe den doppelten Anteil aufweist?
Weiterhin weist Kokosöl mit 50% einen hohen Gehalt an Laurinsäure auf. Auch größere Mengen an Myristin- und Palmitinsäuren (zusammen um die 20-25%) sind in Kokosöl enthalten. Bei diesen drei Fettsäuren ist wissenschaftlich erwiesen, dass diese das LDL-Cholesterin („schlechte“ Cholesterin) erhöhen. Dadurch besitzt Kokosöl einen weiteren Inhaltsstoff, der das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht.
Positiv hervorzuheben ist, dass in Kokosöl Polyphenole (v.a. Ferulasäure und Katechin) enthalten sind. Polyphenole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die präventiv gegen Krebs wirken, indem sie durch ihre antioxidative Wirkung die Fähigkeit besitzen Radikale abzufangen und dadurch Zellen vor antioxidativem Stress schützen. Damit besitzen Polyphenole einen ähnlich hohen Stellenwert in unserer Ernährung, wie Vitamine und Mineralstoffe. Dabei muss allerdings kritisch betrachtet werden, dass viele andere pflanzliche Lebensmittel, wie grüner Tee, Granatäpfel, Äpfel, rote Trauben und Kakao einen höheren Polyphenolgehalt aufweisen. Auch Vitamin E, welches ebenfalls einen Radikalfänger darstellt, ist zwar in Kokosöl enthalten, aber deren Menge ist mit 1,8mg/100g im Vergleich zu Rapsöl mit 18,9mg/100g oder Sonnenblumenöl mit 62,5mg/100g doch als sehr gering einzuordnen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Kokosöl sich nicht präventiv auf Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs auswirkt, sondern das genaue Gegenteil bewirken kann.
Der Einfluss von Kokosöl auf das Gewicht:
Des Weiteren sind in Kokosöl mittelkettige Fettsäuren vorzufinden, wie Capryl- und Caprinsäuren (zusammen um die 14%). Diesen medium-chain-tryglizerides (MCT’s) wird nachgesagt, dass diese das Gewicht positiv beeinflussen, indem diese vollständig vom Körper verstoffwechselt werden und nicht im Fettgewebe gespeichert werden.
Es liegen allerdings keine wissenschaftlichen Nachweise für die Annahme vor, dass eine Ernährungsweise mit einem hohen MCT-Gehalt eine Gewichtsabnahme in relevantem Maße verbessert. Auch sind nur 14% an diesen MCT’s in Kokosöl enthalten.
Der Einfluss von Kokosöl auf Pilze, Viren und Bakterien:
Inwieweit Kokosöl ein Mittel im Kampf gegen Pilze, Viren und Bakterien jeder Art darstellt ist unbekannt, da hierzu keine wissenschaftlichen Nachweise existieren. Dieser Aspekt ist als ein reines Werbemittel einzuordnen.
Fazit: Insgesamt sollte Kokosöl ernährungswissenschaftlich betrachtet nicht in größeren Mengen verzehrt werden. In asiatischen Gerichten kann es ebenso wie auch Kokosmilch zu einem besseren Geschmack beitragen und ist durchaus in kleineren Mengen vertretbar.Wie bei allen Superfoods ist der Aspekt der Kokosölproduktion und deren Herkunft als kritisch einzuordnen. Schließlich gelten Länder, wie Sri Lanka, die Philippinen, Indonesien oder Malaysia als eine der Hauptanbauländer. Im Vergleich dazu kommen, die bereits erwähnten Öle: Raps- und Sonnenblumenöl, die zudem wesentlich gesundheitsförderlicher sind, meistens aus Deutschland. Als einziger positiver Aspekt ist der anzusehen, dass bei uns erhältliches Kokosöl in der Regel aus biologischem Anbau stammt und darüber hinaus kaltgepresst ist.